Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte von 1992 – 2011

Bernhard Seiler wird Ehrenobmann

Am 3. September 1992 schrieb Hanns Deggeller in seiner Einladung zur Stiftungsratssitzung der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte (Zitat): «Die Wahl des neuen Obmannes … wird das wichtigste Traktandum sein». Und im Protokoll dieser Sitzung wird vermerkt: «Herr Seiler wird einstimmig gewählt.»

Ehrenobmann Bernhard Seiler und Obmann This Fehrlin Was hier so einfach festgehalten wird, war aber alles andere als einfach. Aus den in Frage kommenden Kreisen wollte vorerst niemand das Amt des Obmannes übernehmen, sodass Hanns Deggeller zwei Jahre länger amtete als geplant. Die Wahl von Bernhard Seiler stellte sich im Rückblick als ein überaus erfolgreicher Entscheid heraus. Während seiner 20-jähriger Tätigkeit gelang es ihm, die Ausrichtung der Schaffhauser Zünfte auf gemeinsame Ziele voran zu treiben. Neben den regelmässigen Stiftungsratssitzungen, an denen schon bald einmal offen über gemeinsame Ziele der Schaffhauser Zünfte diskutiert wurde, gelang es ihm auch, diese durch geeinte Auftritte der Öffentlichkeit näher zu bringen. Die Hilfe der 28 in seiner Amtszeit aktiven Obherren und Zunftmeister der Gesellschaften und Zünfte war ihm dabei gewiss.

Erster Höhepunkte diesbezüglich war 1995 die vereinte Darbietung an der Schaffhauser 950-Jahr-Feier. Weitere folgten anlässlich der Kantons-Auftritte am Sechseläuten von 2009 oder 2011 am Umzug in Saignelégier. Aber auch der zünftige Auftritt 2001 am Stadtfest «500 Jahre Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft» durfte sich sehen lassen, Übernahmen die Zünfte doch den Part der Stadt, da diese einen solchen nicht selber abwickeln wollten oder konnten. Auch kulturell tat sich die Stiftung in dieser Zeit hervor: Die finanzielle Beteiligung an der Kopie der Nellenburger-Grabplatte oder an der Restauration des schmiedeisernen Gittertores beim Museum zu Allerheiligen bleiben der Öffentlichkeit in positiver Erinnerung. Nicht zu vergessen die geselligen Zusammenkünfte der Gesellschafter und Zünfter am so genannten Karlstag, zu dem Ehrengäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft eingeladen werden, die sich in irgend einer Weise für die Stadt Schaffhausen hervor getan hatten.

Ehrenobmann Bernhard Seiler und Obmann This Fehrlin Auch Zunft-intern wurde unter der Führung von Bernhard Seiler einiges bewegt. 1996 trafen sich die Zunftschreiber zu einem ersten gemeinsamen Treffen, 1998 erschien der erste Zunft-Courier, wodurch erstmals auch Aussenstehende Einblick in das Leben der Gesellschaften und Zünfte nehmen konnten. Um den Nachwuchs zu fördern, entstanden in dieser Zeit regelmässige Treffen der Schaffhauser Zunftjugend, und schon früh regte er die Diskussion über die Öffnung der Zünfte an, das heisst über die Aufnahme neuer Mitglieder, die nicht aus alten Zunftfamilien stammten. Ebenfalls in Bernhard Seilers Zeit als Obmann gehören die etwa alle drei Jahre stattfindenden Zunft-Munotbälle. Und auch die Ballabende im renovierten Zunfthaus zum Rüden zählen dazu. Und wer etwas mehr über die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte wissen wollte, konnte sich dank eines gemeinsamen Internet-Auftritts leicht informieren darüber.

Als einen Wermutstropfen seiner Tätigkeit musste Bernhard Seiler die Aufgabe der renovierten und altehrwürdigen Schneiderstube hinnehmen. Da die Einnahmen aus der Benützung der ehemaligen Trinkstube der Zunft zun Schneidern, 1411 immerhin die Ratsstube der Stadtregierung, die Mietkosten je länger je weniger deckten, musste der Stiftungsrat unter Bernhard die Kündigung dieses einmaligen Objekts beschliessen.

Die Krönung seiner Amtszeit jedoch war das Jahr 2011, in dem die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte der vor 600 Jahren entstandenen Zunftverfassung mit einem verregneten Dreikönigsumzug, einem würdevollen Jubiläumsakt, einem geselligen Gala-Abend und einem grandiosen Mittelalter-Markt rund ums Kloster Allerheiligen gedachten. Dabei aber darf nicht vergessen werden, dass dies alles nur möglich war dank der immensen Arbeit von Obherren, Zunftmeistern und weiteren Zünftern, die Bernhard Seiler in seinen Anstrengungen aktiv unterstützten. Sie waren es übrigens auch, die die Installation des Zunft-Springbrunnens auf dem Herrenacker ermöglichten.

Aus all diesen Gründen wählten die amtierenden Obherren und Zunftmeister an der letzten Sitzung Bernhard Seiler zum Ehrenobmann.

This Fehrlin
Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte

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Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte von 1982 – 1992

Zum Gedenken an Hanns Deggeller-Daetwyler

(19.02.1918 – 17.04.2009)

Nachruf Hanns Deggeller-Daetwyler, Ehrenobmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte

Hanns Deggeller Zu Beginn der Woche nahm eine grosse Trauergemeinde Abschied von Hanns Deggeller. Der am 19. Februar 1918 geborene Bürger der Stadt hat unsere Welt am 17. April 2009 nach einem langen und erfüllten Leben auf sanfte Weise für immer verlassen. Der Verstorbene hat sich auf vielfältige Weise für seine Familie, seine Freunde und Bekannten, seine Geschäftspartner und Mitarbeitenden sowie für die Stadt engagiert und verdient gemacht. Als ehemaliger Aktiver und späteres Mitglied des Altherrenverbandes der Kantonsschulverbindung Scaphusia, als Unternehmer und Geschäftspartner der im Stahlhandel tätigen Deggeller + Peter AG, als Mitglied des Bürgerrates und des Grossen Stadtrates sowie als herausragender Exponent der Zunft zun Schneidern hat Hanns Deggeller führende Funktionen und Aufgaben übernommen.

So wählten ihn die Obherren und Zunftmeister der zwölf Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte 1982 als Nachfolger von Carl E. Scherrer zu ihrem Obmann und verliehen ihm nach seinem Rücktritt von diesem Amt den Titel eines Ehrenobmanns. Vor etwas mehr als einem Jahr konnten die Schaffhauser Gesellschafter und Zünfter mit ihm in geselliger Runde auf seinen 90. Geburtstag anstossen. Auch am Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der Scaphusia im vergangenen Herbst nahm Hanns Deggeller bei guter Gesundheit sowie bemerkenswerter geistiger Frische und Beweglichkeit teil. Die alteingesessene Schaffhauser Familie Deggeller war bis etwa 1800 bei den Webern zünftig und gehört seit nunmehr 200 Jahren zur Zunft zun Schneidern.

Hanns Deggeller Es war für Hanns Deggeller eine Selbstverständlichkeit, sich schon früh aktiv in der Zunft zu betätigen. Zuerst im Vorstand und dann während zweier Jahrzehnte als Zunftmeister. Die Schneidern bedankten sich bei ihm für sein sehr aktives Wirken mit der Verleihung des Titels Ehrenzunftmeister. Das Zunftwesen hatte für Hanns Deggeller zeit seines Lebens eine grosse Bedeutung, auch über seine eigene Zunft hinaus. Dann regte er als Zunftmeister an, die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte möchten ihre Kräfte vermehrt bündeln und sich enger zusammenschliessen. So strebte er zum Beispiel mit der Äufnung eines Fonds die Gewährung von Beiträgen für die Renovation von historischen Zunfthäusern in Schaffhausen an. Diese Idee wurde bereits Ende der siebziger Jahre geboren, als aktive Gesellschafter und Zünfter die Erneuerung des Festsaales im Zunfthaus zur Gerberstube finanziell unterstützten. Es war schliesslich fast selbstverständlich, dass Hanns Deggeller zu Beginn der achtziger Jahre Carl E. Scherrer als Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte ablöste. Mit sehr viel Motivation, Einfühlungsvermögen, Geschick und wenn notwendig einer gewissen Dosis Beharrlichkeit übte er dieses Amt aus. Sein erster bedeutender Erfolg war die Miete der renovierten Schneiderstube an der Vordergasse. Dank seinem Verhandlungstalent konnte er mit den Besitzern dieser Liegenschaft einen für die Zünfte guten Mietvertrag abschliessen. Damit erhielten diese wieder eine «eigene» Zunftstube, die aber auch Dritten zur Verfügung stand. Sein nächstes Ziel, die Errichtung einer Stiftung – wie er dies schon früher angeregt hatte –, fand mit der Beurkundung 1984 einen erfolgreichen Abschluss. Ein neues Gremium, der Stiftungsrat, bestehend aus den Obherren und Zunftmeistern und präsidiert vom Obmann, trat nun alljährlich mindestens einmal zusammen. Nebst den statutarischen Traktanden ergab sich damit ein ideales «Arbeitsinstrument», um die Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte noch näher zusammenzubringen sowie für die Durchführung grösserer Anlässe wie zum Beispiel der in mehrjährigen Abständen stattfindenden Zunftmunotabende. Gemeinsam gelang auch die Beteiligung der Zünfte an den Feierlichkeiten zum Geburtstag der Eidgenossenschaft von 1991 mit einem Tavernenfest in der Schneiderstube und einer Ausstellung der Silberschätze der Schaffhauser Zünfte. Mitgeprägt und mitgetragen hat Hanns Deggeller auch die Herausgabe der sogenannten Neujahrsblätter. Einer der Höhepunkte im Leben der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte ist eine Zusammenkunft jeweils zu Jahresbeginn. Vor 1984, das heisst vor der Gründung der Stiftung, sind an diesem Anlass auch Beschlüsse gefasst und Wahlen durchgeführt worden. Nach der Stiftungsgründung machte der Obmann Hanns Deggeller aus diesem Anlass eine gesellige Zusammenkunft. Er lud dazu jeweils auch Persönlichkeiten, die sich um die Stadt verdient gemacht hatten, ein.

Zu Ehren seines Vorgängers als Obmann, Carl E. Scherrer, nannte er diese Zusammenkünfte Karlstage. Damit erinnern sich die Gesellschafter und Zünfte dankbar an den Erneuerer des heutigen Zunftlebens in unserer Vaterstadt Schaffhausen. Nach zwölf Jahren erfolgreichem Wirken als Obmann der Gesellschaften und Zünfte wünschte sich Hanns Deggeller, auf den Karlstag 1993 zurückzutreten. Doch auch als Ehrenobmann war er stets an allen Anlässen als engagierter und interessierter Teilnehmer präsent.

Am 17. April ist Hanns Deggeller für immer eingeschlafen. Für alle, die ihn gekannt und geschätzt haben, bleibt er jedoch unvergesslich. Wir entbieten der Familie und den weiteren Angehörigen von Hanns Deggeller unser aufrichtiges Beileid. Wir verneigen uns vor dem Verstorbenen und gedenken seiner in grosser Dankbarkeit.

Bernhard Seiler
Obmann der Schaffhauser Gesellschaften und Zünfte

 

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